FAQ - Fragen und Antworten zu Kinaesthetics
Wenn Sie grundsätzliche Fragen zu Kinaesthetics haben, schauen Sie sich bitte die Seiten Definition: Was ist Kinaesthetics an, hier werden auch die Vorteile von Kinaesthetics erläutert.
- 1. Was ist die besondere Methodik der Kinaesthetics–Grundkurse?
Das Besondere an Kinaesthetics-Grundkursen ist die Lernmethode. In den Kursen wird nicht nach dem Prinzip gearbeitet: "Ich zeige Ihnen, wie es geht und Sie machen das nach." Vielmehr werden die Teilnehmer von mir differenziert und individuell angeleitet, eigene Bewegungserfahrungen unter jeweils bestimmten Gesichtspunkten zu machen. Die Übungen im Kurs bauen systematisch aufeinander auf, so dass jeder Teilnehmer am Ende ein komplexes Handlungs- und Lernkonzept erarbeitet hat - mit seinen persönlichen Schwerpunkten, die ihm in der Berufspraxis nützlich sein können.
Es wird also weniger über das "verstandesmäßige", kognitive Verstehen gearbeitet, sondern eher im Sinne von "begreifen", Verstehen durch das eigene "Tun". Die Theorie wird erst durch die eigene Bewegung nachvollziehbar. Deswegen nützt es gar nichts, sich ein Kinaesthetics-Buch zu kaufen und danach lernen zu wollen.
In Kinaesthetics- Kursen haben die Teilnehmer die Möglichkeit, jahrelange Bewegungsmuster und Verhaltensroutinen zu reflektieren und die eigene Bewegungskompetenz zu erweitern.
- 2. Wer kann an Kinaesthetics-Grundkursen teilnehmen?
Alle, die in der Pflege, Therapie oder sozialen Betreuung anderer Menschen tätig sind- egal ob beruflich, ehrenamtlich oder privat, Pflegefachkräfte oder nicht-ausgebildete Pflegekräfte. Dies können Mitarbeiter aus Krankenhäusern, aus Pflegeheimen, von ambulanten Diensten, von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sein.
Aber auch Besuchsdienste, familienentlastende Dienste, pflegende Angehörige, Auszubildende oder Studenten können von Kinaesthetics profitieren: Für jeden, der andere Menschen "bewegt", ist Kinaesthetics geeignet.
- 3. Wie lange dauert ein Grundkurs?
Es sind 3-, 4- oder 5-Tages-Kurse möglich. 3-Tageskurse biete ich in der Regel nur für Pflegeschulen an, da die Auszubildenden über wenig Einkommen verfügen.
4- und 5-Tageskurse sind gut geeignet, um längere Übungsphasen am Bett zu gewährleisten, den Lernprozess der TN intensiv zu reflektieren oder in die Praxis zu gehen. Die Aufteilung der Tage erfolgt in Absprache mit dem Auftraggeber. Die 4-und 5-Tages Kurse können nicht en-bloc gebucht werden, sondern nur in "gestückelter" Form, z.B. 2+2 oder 2+1+1.Nach den Kurstagen benötigen die Teilnehmer immer eine Praxisbegleitung, die den Lernprozess vertieft, ihn trotz des Pflegealltags "am Leben hält" und zu wirklich nachhaltigen Kompetenzerweiterungen führt. Wenn Sie nicht möchten, dass die Wirkung des Kurses verpufft - buchen Sie einzelne Praxisbegleitungen gleich mit. Ich berate Sie gern, was für Ihren Bedarf und die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter angemessen sein kann. (siehe auch nächste Frage)
- 4. Warum sind Kinaesthetics-Grundkurse nicht billig?
Die Antwort ist einfach: weil gute Bildung nicht billig sein kann. Sie bezahlen mich als Trainerin nicht für eine Fortbildung "von der Stange", sondern für die Gestaltung eines maßgeschneiderten, interaktiven und praxisrelevanten Lernprozesses Ihrer Mitarbeiter. Als Kinaesthetics-Trainerin habe ich dafür eine intensiv begleitete, inhaltlich komplexe und methodisch differenzierte Qualifizierung von 2 Jahren Dauer durchlaufen. Um dieses Niveau zu halten, muss ich alle 2 Jahre eine 4-tägige Fortbildung absolvieren.
Theoretischen Grundlagen, Lehr-Lern-Methoden und Kursunterlagen werden regelmäßig von internen Kinaesthetics- Arbeitsgruppen evaluiert und weiterentwickelt.
UND: Kinaesthetics Deutschland ist eine Selbstorganisation der Trainer in Deutschland. Wir sind unabhängig von Drittmittelgebern, von der Pharma- oder Medizingeräteindustrie oder anderen Institutionen, die ihren Profit maximieren oder ihre Weltanschauung verbreiten wollen. Diese Autonomie ist uns wichtig, aber sie hat ihren Preis. - 5. Wie lässt sich möglichst viel aus dem Kinaesthetics-Grundkurs in der Praxis umsetzen?
Für die Praxisumsetzung ist es besonders förderlich, wenn nicht nur eine Mitarbeiterin im Team geschult ist, sondern nach und nach möglichst viele. Dadurch können die Mitarbeiterinnen einheitlich handeln, voneinander lernen und sich bestärken. Auch eine Praxisbegleitung vor Ort durch die Trainerin - am besten schon im Kurs - hilft, Möglichkeiten zu finden, die täglichen Pflegesituationen zu erleichtern. Der Lernprozess in der Praxis sollte also nicht allein den Pflegemitarbeitern überlassen, sondern langfristig begleitet werden.
ABER: Es gibt auch Grenzen von Kinaesthetics. Kein Pflegekonzept kann alles leisten. Dafür sind die Menschen mit ihren anatomischen Gegebenheiten, Bewegungsgewohnheiten, ihren Fähigkeiten und Einschränkungen zu verschieden. Auch ist die Pflegeumgebung, das Krankenzimmer nicht immer förderlich für Bewegungsunterstützung. Es braucht eine kreative Offenheit, das Gelernte in der Praxis abzuwandeln, mit dem Klienten anzupassen oder auch mal zu sagen: das klappt hier nicht - wer hat eine Idee?
- 6. Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Grundkurs an meinem Haus stattfinden kann?
Raum:
- Größe ca. 3-4 qm je Teilnehmer
- Fußbodenbelag Teppichboden, PVC oder Linoleum, bitte kein Steinfußboden
- Stuhlkreis: je Teilnehmer ein Stuhl
- einige Tische am Rand zur Ablage oder als Schreibfläche
- Arbeitsbücher im Veranstaltungsraum
- je 8 Teilnehmer ein Pflegebett, bei mehr als 16 Teilnehmern 3 Betten
- Betten mit bezogener Matratze, bezogenem Kopfkissen und Oberbett
- Einige Handtücher, Waschlappen, Bettbezüge und Stecklaken
- Flipchart mit Block und Stiften, wenn möglich Moderationsmaterial
- CD-Player
- nach Absprache für 3. oder 4. Tag DVD-Player mit Monitor
jeder Teilnehmer braucht:
- eine Decke (Wolle, Vlies), bitte KEINE Isomatten, sie sind zu schmal
- dicke Socken, am besten Antirutschsocken
- bequeme Kleidung- bitte keine (Mini-)Röcke
- Schreibzeug
- 7. Ich habe ein preisgünstiges 1-Tages-Seminar "Kinaesthetics" (ersatzweise "Lagerungen und Transfers nach kinästhetischen Methoden" o.ä.) gefunden. Ist das nicht günstiger für mich?
Ganz kurzfristig ja, langfristig nein. Oft bieten nicht-autorisierte Dozenten ohne Trainer-Ausbildung Veranstaltungen mit Kinaesthetics–Inhalten zu Dumping-Preisen an. Diese Dozenten haben selbst meist nur einen Grund- oder Aufbaukurs absolviert. Sie mögen durchaus fachliche Kompetenzen in ihrem Spezialgebiet haben. Aber ihnen fehlen die didaktisch-methodische Kompetenz und das konzeptionelle Verständnis zur Gestaltung sinnvoller Bewegungserfahrungen. Sie können Ihnen also kein umfassendes Know-How vermitteln- jedenfalls nichts, was die Bezeichnung Kinaesthetics oder Kinästhetik (deutsch) verdient! Kinaesthetics Deutschland akzeptiert diese "Seminare" nicht als Grundlage für weiterführende Kurse. (siehe auch Frage 5)
Bitte meiden Sie diese "Mogelpackung"! - 8. Ich habe gehört, Kinaesthetics ist eine Hebe- und Tragetechnik und dient vor allem dem rückenschonenden Arbeiten. Stimmt das?
Nein, das stimmt nicht, auch wenn man durch Kinaesthetics Pflegetätigkeiten, die sehr anstrengend waren, mit weniger Kraftanstrengung bewältigen kann. Aber es geht um mehr.
Erstens möchte man genau das vermeiden- dass Patienten oder Bewohner gehoben oder getragen werden. Wenn Pflegemitarbeiter Bewohner heben, nimmt ihr Rücken auf Dauer Schaden und der Pflegebedürftige wird zu Passivität gezwungen. Zweitens verkrampfen sich die Bewohner durch ruckartige, schnelle Aktivitäten und "arbeiten dagegen". Die Kursteilnehmer in den Kinaesthetics-Kursen lernen also, wie sie Patienten/Bewohner dazu motivieren können, sich aktiv im Rahmen der Möglichkeiten mitzubewegen bzw. wie sie Bewegung nachvollziehen können. (siehe auch Frage 11)In den Kursen wird ganz gezielt die eigene Bewegungswahrnehmung verfeinert, die Ressourcen der Klienten viel genauer analysiert und einbezogen als bei einer "Technik". Auch können die Teilnehmer an sich selber ausprobieren, wie sich Hilfsmittel "anfühlen" oder ob ein bestimmtes Handling in der bisherigen Weise überhaupt funktioniert. Oft reflektieren Kursteilnehmer ihr bisheriges Pflegeverständnis, ihre Beziehung zum Patienten bzw. Bewohner, ihre Stresswahrnehmung und ihre Teamarbeit.
- 9. Widersprechen sich Bewegungs- und Wahrnehmungskonzepte wie Bobath, Basale Stimulation® oder LIN mit Kinaesthetics?
Nein, im Gegenteil- sie ergänzen sich hervorragend, auch wenn jedes Konzept für sich einen ganz spezifischen Fokus hat. Die Grundhaltung, die hinter den genannten Konzepten steht, ist allerdings sehr ähnlich. Jedes dieser Konzepte setzt bei den Ressourcen der Betroffenen an. Es sollen möglichst physiologische, spastizitätsreduzierende Bewegungsabläufe oder Positionsunterstützungen mit/für den Patienten ermöglicht werden. Besonders große Ähnlichkeiten existieren zwischen Basaler Stimulation® und Kinaesthetics. Beide arbeiten sehr stark über die Förderung der Wahrnehmung der bereffenden Person. Aber auch Unterschiede zwischen Bobath und Kinaesthetics sind im Laufe der letzten Jahre viel geringer geworden. So werden in der Frührehabilitation von Schlaganfallpatienten beide Konzepte gleichberechtigt eingesetzt.
- 10. Spielt Kinaesthetics im Rahmen von betrieblichem Gesundheitsmanagement, MDK-Prüfungen und Implementierung von Expertenstandards eine Rolle?
Ja. Im Heft "Spannungsfeld Rücken" (2008) der BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) wird Kinaesthetics als Möglichkeit thematisiert, Ressourcen der Klienten gezielt zu nutzen und sich dadurch selbst zu schonen. Auch andere bewährte Inhalte von Kinaesthetics sind an dieser Stelle von der BGW übernommen worden.
Im Expertenstandard Dekubitusprophylaxe wird die Umsetzung eines Bewegungskonzepts gefordert - Kinaesthetics ist dabei ausdrücklich genannt und inhaltlich im Prozess-Standard ausgeführt.
Der Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ hat das Ziel, dass jeder pflegebedürftige Mensch eine pflegerische Unterstützung erhält, die seine Mobilität fördert und erhält. Dadurch wird die systematische Förderung der Eigenbewegung von Pflegebedürftigen stärker in den Fokus gerückt. Kinaesthetics kann dazu als bewährtes Lern- und Bewegungskonzept einen wichtigen Beitrag leisten und wird deshalb in vielen Einrichtungen umgesetzt. Bei MDK-Prüfungen können Einrichtungen Kinaesthetics-Kurse und deren praktische Umsetzung verweisen. Link zu Kinaesthetics Deutschland
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